Sonntag, 19. August 2012

DFB-Pokal, 1. Runde: DSC Arminia Bielefeld - SC Paderborn

Der DFB-Pokal ging dieses Wochenende in seine erste Runde. Mit dabei war auch der DSC Arminia Bielefeld, der mit dem SC Paderborn direkt einen Zweitligisten und Lokalrivalen vor der Brust hatte. Diese Paarung war meine erste Erfahrung die ich mit dem DSC gemacht habe und hatte alles, was ein spannender Fußball-Sonntag brauchte.

Zusammen mit zwei Arbeitskollegen machte ich mich auf den Weg zum Stadion. Ich wusste nicht genau was mich erwarten würde, besonders nachdem ich ja nun nach der letzten Saison zum Erfolgsfan geworden war. Meine Gladbacher Borussen hatten mich mit ihrem Fußball völlig verwöhnt, ich hatte etwas Angst dem "ehrlichen" Fußball eines Drittligisten nicht mehr viel abgewinnen zu können. Die Fahrt mit der Stadtbahn hat die Stimmung nicht unbedingt gehoben, denn auch hier machten sich die über 30°C, die das ganze Wochenende herrschten, sofort bemerkbar. Im Gedränge der überfüllten Bahn stand ich zwischen zwei anderen Fans, die den Schweiß in ihren T-Shirts großzügig bei vollem Körperkontakt mit mir teilten. Der Weg vom Stadtbahn-Bahnhof zum Stadion war dagegen wirklich schön, die Wege waren breit und die Kulisse der umgebenden Häuser hob sich angenehm von der Tristesse der in anderen Städten am Stadtrand neu gebauten Arenen ab. Der Ostwestfale an sich ging ruhig und gesittet zum Stadion und behielt auch am Getränkestand seine stoische Ruhe. Auch als ich mit meinen Kollegen einmal quer durch die Stehtribüne schob sorgte das nicht einmal für unbeteiligtes Schulterzucken.


Aber nun zum Spiel: Die Partie begann ohne all zu langes Abtasten, der SC Paderborn nahm sofort seine Favoritenrolle an und versuchte das Spiel zu machen. Der DSC stand allerdings defensiv sehr kompakt und schaffte es zwingende Chancen der Paderborner gar nicht erst entstehen zu lassen. Stattdessen gelangen mehrere schnelle Konter, durch die die Arminen in der ersten Halbzeit eindeutig die besseren Chancen hatten. So banale Dinge wie ein Spielaufbau wurden dabei links liegen gelassen. Meist war das Schema: Ball nach vorne, ein paar Meter laufen, ein freier Mitspieler am anderen Flügel, Seitenwechsel, auf zur Grundlinie, Flanke. Jedoch konnte man daraus kein Kapital schlagen, in der 22. Minute verhinderten zum Beispiel der Torwart und die Latte in enger Zusammenarbeit die Führung für die Blauen. Die einzig nennenswerte Szene der Paderborner in dieser Zeit war ein Zweikampf im Bielefelder Strafraum, bei dem sich die Arminen nicht über einen Elfmeter hätten beschweren können. Der Schiedsrichter ließ jedoch weiterspielen, so dass es nur bei einer kleinen Schrecksekunde blieb.
Wie schon am Tag zuvor beim Spiel von Allemannia Aachen gegen Borussia Mönchengladbach wurde auch hier das Spiel in der Mitte der ersten Halbzeit unterbrochen, um den Spielern eine Trinkpause zu gönnen. Diese Gelegenheit wurde auch dankbar angenommen und beide Trainer versuchten noch durch aufmunternde Worte und taktische Anweisungen noch etwas mehr aus dieser Pause herauszuholen. Der Capo nahm sich ein Beispiel und nutzte die Zeit ebenfalls, um seine Leute anzufeuern, er sorgte generell stets für genug Anfeuerung.
Als das Spiel weiterging rächte sich die schlechte Chancenverwertung des DSC noch in der 1. Halbzeit, als Meha in der 36. Minute mit der ersten richtigen Chance die Führung für den SC Paderborn erzielen konnte. Hier musste sich die Bielefelder Hintermannschaft an die eigene Nase fassen, der Torschütze wurde nicht attackiert, ganz allgemein ließ man die Paderborner bei diesem Angriff einfach zu lange gewähren. An diesem Punkt hatte ich mich schon voll auf das Spiel eingelassen, sang, schimpfte und gestikulierte als hätte ich nie etwas Anderes gemacht.
Das Gegentor sorgte kurz für Ruhe auf der Südtribüne, die aber schnell wieder von Fangesängen durchbrochen wurde. Die gute Vorstellung der Arminia bisher ließ ja schließlich noch hoffen.

Bis zur Pause konnte am Spielstand leider nichts mehr verändert werden, der DSC ging mit einem Rückstand in die Kabine. Nachdem schon während der 1. Halbzeit die Gästefans Abkühlung durch einen Feuerwehrschlauch bekommen hatte, kamen nun auch die Heimfans in diesen Genuss. Voraussetzung war allerdings, dass man sich auf dem unteren Teil der Tribüne befand, bis zu meinem Platz hat der Wasserstrahl nicht gereicht. Dafür waren andere Fans so nett ihr frisch gekauftes Wasser aus ihren Bechern über den anderen Zuschauern zu verteilen.
Die Ergebnisse aus den anderen Stadien sorgten vor Wiederanpfiff nochmal für gute Stimmung, auch weil zu diesem Zeitpunkt Münster noch gegen Bremen mit 1:2 in Rückstand lag.

Auch in der zweiten Halbzeit steckten die Bielefelder nie auf, auch wenn direkt nach Wiederbeginn die Paderborner beinahe auf 0:2 erhöht hätten. Das über die Linie gestocherte 1:1 sorgte für riesigen Jubel auf der Tribüne, danach waren die Gesänge direkt noch eine Stufe lauter und das ganze Stadion wieder wach. In diesem Moment habe ich die Ostwestfalen seit meinem Umzug nach Bielefeld zum ersten Mal richtig ausgelassen erlebt. Die Stimmung wurde aber noch einmal getoppt, als sich in der 86. Minute schon alle auf eine Verlängerung eingestellt hatten und das 2:1 für Bielefeld fiel. Die Stimmung danach war absolut Bundesligatauglich, alle Fans versuchten dieses Ergebnis über die Zeit zu singen. Das war letztendlich aber nicht einmal nötig, da bei einem Bielefelder Entlastungsangriff nach einem der jetzt schon recht wütenden Paderborner Angriffe ein Foul im Strafraum geschah und Bielefeld völlig zu Recht einen Elfmeter zugesprochen bekam. Das war der Moment in dem allen klar wurde, dass dem DSC selbst bei einem verschossenen Elfmeter dieser Sieg nicht mehr zu nehmen sein würde. Der Elfmeter wurde verwandelt und das 3:1 war schließlich auch der Endstand.

Wie ich später von meinem Mitbewohner erfahren habe, konnte man das lautstark skandierte "Auf Wiedersehen!" der Bielefelder Fans auch im zwei Kilometer entfernten Nordpark noch hören.

Heute haben die Blauen also die Chance genutzt um den Paderbornern zu zeigen, dass das letzte Wort im Kampf um die Spitzenstellung in der Region noch nicht gesprochen ist. In Sachen Stimmung und Kampfgeist haben mir die Bielefelder sehr gut gefallen, ich werde auf jeden Fall noch das eine oder andere Spiel besuchen um zu prüfen, ob man auch im grauen Liga-Alltag so eine tolle Atmosphäre erleben darf. Und ab jetzt verstehe ich auch etwas besser, was in den Menschen vorgeht, die mir an manchen Tagen in der Bahn über den Weg laufen und gerade zu Spielen wie gegen den SV Darmstadt 98 fahren.

Fußball funktioniert einfach. Auch in der 3. Liga.