Seit der Einführung von Premiere hat
sich Fußball-Deutschland an eine Neuerung gewöhnt, die das Erlebnis
Fußball für die Zuschauer tiefgreifend verändert hat: Die
Bundesliga-Konferenz. War man früher noch froh wenn eine Partie
nicht mit einem torlosen Unentschieden endete, so hat sich der
Zuschauer von heute schon daran gewöhnt, dass nach ein paar torlosen
Minuten einfach auf einen anderen Fußballplatz umgeschaltet wird. Da
der Zuschauer von heute durch Kino und Fernsehen an ständige Action
gewöhnt ist, will man ihm auf diese Art die Bundesliga actionreicher
präsentieren. Doch ist das wirklich die Art von Übertragung die den
Fans am meisten bietet?
Wer vor Premiere etwas von der
Bundesliga sehen wollte hat, je nach Generation, auf ran oder die
abendliche Sportschau gewartet. Dort wurden alle Partien kompakt
präsentiert, so dass man einen Überblick über die Höhepunkte
aller Begegnungen erhalten hat und am Montag mit den Kollegen oder
auf dem Schulhof über die wichtigsten Geschehnisse und
Schiedsrichterentscheidungen diskutieren konnte. Das war eine gute
Lösung, schließlich konnte man nicht gleichzeitig in allen Stadien
sein oder auf mehreren Fernsehern alle Spiele gleichzeitig schauen.
Durch die Übertragung im Bezahlfernsehen war die zweite Möglichkeit
sogar noch utopischer geworden.
Dann wurde die Bundesliga-Konferenz
eingeführt. Der Zuschauer hatte das Gefühl ganz nah an allen
Spielen dran zu sein und endlich nichts mehr zu verpassen.
Schließlich konnte er ab jetzt ja alle Spiele „gleichzeitig“
verfolgen. Und durch Sportsbars und die langsam steigende Akzeptanz
des Bezahlfernsehens gewöhnte sich der Zuschauer an diese Art der
Übertragung. Doch hatte man dadurch nun etwas gewonnen oder
verloren?
Für Sportschau und Konferenz
investiert man ungefähr gleich viel Zeit, von der man am Wochenende
nicht unbegrenzt viel zur Verfügung hat. Während die Sportschau
allerdings für alle Spiele in etwa gleich viel Zeit aufwendet,
bemerkt man in der Konferenz ein Ungleichgewicht in der
Berichterstattung. Wenn man nicht gerade Fan von Bayern München ist
muss man darauf hoffen, dass es beim Spiel der eigenen Mannschaft
viele Tore oder Karten gibt. Ansonsten werden unspektakuläre Partien
weitestgehend ignoriert. Wenn man außerdem nach der Konferenz noch
die Sportschau sieht stellt man nicht selten fest, dass einem viele
Ereignisse während der Konferenz entgangen sind. Denn in der
Sportschau hat der Kommentator noch die Möglichkeit Dinge
aufzuzeigen, die das Spiel stark beeinflusst haben, aber als sie
passierten noch nicht als so wichtig erschienen.
Die kleinen Bausteine sind im Fußball
sehr wichtig. Wenn man sieht wie oft nur ein Tor das Spiel
entscheidet, erkennt man wie wichtig es ist, nicht nur das
entscheidende Tor in der Konferenz gesehen zu haben, sondern auch von
der gelben Karte des Innenverteidigers zu wissen, der deshalb den
Stürmer vor dem Tor nur halbherzig attackierte. Oder den
kämpferischen Einsatz eines Verteidigers der Gewinnermannschaft zwei
Minuten vor dem Siegtor gesehen zu haben, der damit eine Ecke
verhinderte und das Publikum dazu brachte die Mannschaft noch einmal
mit voller Kraft anzufeuern.
Wann immer ich kann versuche ich die
Spiele meiner Mannschaft komplett live zu sehen. Manchmal ärgere ich
mich nach einem langweiligen 0:0 über die verschwendete Zeit. Aber
meistens kann ich mich auf das Spiel einlassen und seine Aufs und Abs
genießen. Ein einziger Zweikampf kann die Stimmung im Stadion
kippen, ein gehaltener Elfmeter eine vorher lustlos umherschleichende
Truppe wieder in Schwung bringen oder eine Auswechslung den Rhythmus
der ganzen Mannschaft verändern. Und nach manchen Spielen erinnere
ich mich eher an eine grandiose Ballstafette als an die Tore meines
Teams.
Die Reihenfolge des besten
Fußballerlebnisses ist für mich eindeutig: Der Besuch im Stadion
ist natürlich das Optimum, danach folgt für mich die
Liveübertragung. Nicht jeder kann am Nachmittag ein Spiel komplett
schauen und dann am Abend noch die Sportschau gucken, doch wenn ich
mich dann zwischen Sportschau und Konferenz entscheiden müsste,
würde ich immer die Sportschau wählen.
Die Konferenz ist das Fastfood des
Fußballs, gelegentlich ganz reizvoll, aber auf Dauer nicht gut für
den Fußballfan.