Montag, 12. März 2012

Montagskolumne: Von den Wirren des Halven Hahns zur Renaissance der Weißwurst

Zu Zeiten, in denen viele auf ihr Bier, die Stadionwurst oder gar den Fußball selbst verzichten, gibt es in der Fußball-Bundesliga dennoch einen Verein, der sich dem Fasten erfolgreich widersetzt. Wie schön, dass sich der 1. FC Köln treu bleibt und auch nach der Narrenzeit sein Karnevalsvereinsdasein nicht fastet. Das Drüber und Drunter zeichnete sich bereits im November letzten Jahres ab, als die kölsche Galionsfigur Wolfgang Overath überraschend seinen Rücktritt erklärte (bezeichnenderweise 2 Tage nach Beginn der Karnevalszeit). Zu diesem Zeitpunkt war Volker Finke bereits als Sportdirektor installiert und machte sich ans Werk die Hinterlassenschaften seines Vorgängers „Michael Pleite-Meier“ zu beseitigen. Überdies sorgte er gar höchpersönlich dafür, dass sich die Kölner Fans in der jetzigen Saison den Montagabend nicht freinehmen mussten. Stattdessen präsentierte er mit Stale Solbakken jenen neuen Trainer, dem es gelang Prinz Poldi wachzuküssen. Es keimte gar hin und wieder Hoffnung im sportlichen Bereich auf. Aber von wegen Ruhe, schließlich ist es der FC und sämtliche Leistungen unterliegen größten Schwankungen: Beispielsweise der grandiose Derbysieg in Leverkusen oder aber der Untergang daheim gegen Gladbach. Zudem zeichneten sich immer mehr Ungereimtheiten im Verhältnis von Trainer und Sportdirektor hinsichtlich Taktik oder Transfers ab. Ob es von Sportdirektor Finke Vorsatz war, seinen Trainer bevormunden zu wollen, bleibt natürlich bei allem Anschein Spekulation. Aber allein dieser Konflikt aufgrund unterschiedlicher Fußballvorstellungen und Machtansprüchen konnte gar keine Ruhe einkehren lassen. Die allen angestrebte klare Linie wurde erreicht – nur nicht so, wie sich das die Kölner wohl vorgestellt wurde. Und leider scheint Volker Finke bei allen Verdiensten für den FC einen gehörigen Anteil daran zu haben. Insofern ist seine Entlassung einerseits nicht sonderlich überraschend, aber andererseits nimmt es den Verein in die Pflicht eine Lösung zu finden, mit der tatsächlich Stringenz in die sportliche Führung kommt. Denn vermutlich wollen die Kölner Fans der Fastenzeit in dieser Beziehung auch endlich einmal Folge leisten können. Wie dem auch sei, ich behaupte: Fortsetzung folgt dennoch - das ist mindestens genauso sicher wie die Fastenzeit im kommenden Jahr!

Nach seiner Entlassung kann es für Volker Finke eigentlich nur noch ein Ziel geben: Nationaltrainer Georgiens. Schließlich hat er sich zu seinen Freiburger Zeiten schon hobbymäßig damit beschäftigt. Bedauerlicherweise funktioniert das Team derzeit recht gut unter Trainer Kezbaia und es darf angezweifelt werden, ob sich die Georgier über den frischen Wind, den "Finkevili" zweifellos hineinbringen könnte, freuen würden. Nichtsdestotrotz schließt sich ein Kreis: Im letzten Spiel mit Volker Finke als Sportdirektor sorgte ausgerechnet (s)ein Georgier mit frühlingshaften Balzverhalten für den Unterhaltungswert und dafür, dass der FC das Spiel fortan in Unterzahl würde bestreiten müssen. Wenn das mal kein Zeichen ist…

Bei allem Humor stellt sich in dieser Situation allerdings die ernste Frage, wie mit dem Vorfall umzugehen ist. Nach Sichtung der TV-Bilder spricht einiges dafür, dass sich Podolski lediglich der georgischen Umarmung entziehen wollte. Doch aufgrund der Tatsachenentscheidung ist die mit der Roten Karte verbundene Sperre schwer zu revidieren, auch wenn es sich nur um 1 Spiel handeln sollte. Es ist ein Bereich, der bei der Diskussion um den TV-Beweis selten im Gespräch ist. Und dennoch scheint es auch in dieser Beziehung nachdenkenswert. Die Tatsache, dass der Aufschrei ob des Platzverweises vergleichweise leise war, lag wohl nur daran, dass Köln das Spiel trotzdem gewinnen konnte. Aber was, wenn die Hertha noch ausgeglichen hätte und am Ende die Klasse hält, während Köln doch wieder zum Montagstopspiel nach Aue fahren muss?

Nun noch der obligatorische Exkurs an die Spitze: Für unsere Anhänger des BVB hoffen wir inständig, dass sie die Fingernägel in den letzten Wochen lang genug wachsen lassen konnten und den Schal bereits enger gezogen haben. Denn nun bläßt der FC Bayern endgültig zur Attacke, dass die Schwarz-Gelben allein davon schon einen Schnupfen bekommen können. Es beginnt das große Zittern! Auf Sky wurde dies eindrucksvoll durch die Heimstatistik der Bayern unterlegt, denn immerhin war es der 6. Heimsieg in Serie. Bis zum direkten Vergleich bleiben noch exakt 30 Tage, und egal mit welcher Punktedifferenz die beiden Teams aufeinander treffen: Ich freue mich bei aller Rivalität (oder besser wegen dieser) wie Bolle auf das direkte Duell bis zum Saisonende und lege demonstrativ Mütze, Schal und Handschuhe ab!
Auf einen spannenden Meisterkampf und eine ereignisreiche Fußballwoche!

(SeSa)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen