Auch wenn sich die Tabelle nach 3
Spieltagen noch nicht vollends sortiert hat, zeigen sich bereits einige
Tendenzen. Quo vadis? Erfreulich ist die Entwicklung in Hannover, die Trainer
Slomka von langer Hand plante und mit dem erfolgreichen Comeback von Leon
Andreasen (oder für Rolf Töpperwien ‚Leon Andrööösen‘) eine besonders schöne
Geschichte ist, die der Fußball schreibt. Ebenso erfrischend präsentieren sich
die Nürnberger um ihren auf Standards spezialisierten Franken-Kagawa. Original
fränkisch ausgesprochen schickt sich ‚Giotagge‘ an, die nächste japanische
Bereicherung zu werden. Dortmunds Trainer Klopp stellte unter der Woche heraus,
dass die Saision erst jetzt richtig losginge. Bayern und der BVB lösten ihre
Aufgabe dementsprechend souverän. Martinez‘ erste direkte Torbeteiligung
tröstete über den Ausfall von Robbery hinweg und auch die Dortmunder
Verteidiger Hummels und Schmelzer haben ihr Lachen wiedergefunden - Leverkusen
ist eben nicht Österreich! Bleibt zu hoffen, dass beide Teams die Leistung auch
in der Champions League zeigen können und insbesondere die Dortmunder nicht
schon wieder die Hosen voll haben, nur weil sie zu einem Auswärtsspiel fliegen
müssen. So viel zu den positiven Erscheinungen!
Dass sich das Frankfurter
Überraschungsteam dazu entschloss, den kleinen Hamburger Engel bei seiner
Rückkehr gleich mit einer Niederlage zu begrüßen, grenzt schon fast an
Majestätsbeleidigung. Es bleibt spannend, welchen seiner slavischen
Kopfgeldjäger Herr Arnesen nun aus dem Hut zaubert, um sich zu rächen. Immerhin
gibt der Verein ein einheitliches Bild ab, wenn es um die fehlende Struktur im
Management, Vorstand, Trainerstab, Kader und sonstigen vermeintlichen
Wohltätern geht. Und mal ehrlich: So ein Derby gegen St. Pauli in der 2. Liga
wäre doch auch was… Die durchschnittliche Lebenserwartung der
Reeperbahnbewohner soll übrigens auch 50 Jahre betragen – Zufall im
Jubiläumsjahr der Bundesliga??? Fakt ist, dass es auch mit van der Vaart sehr
schwer wird, sofern nicht endlich Ruhe im Verein einkehrt und sich jeder
ausschließlich auf seine Arbeit konzentriert. Bisher ist der HSV leider das
Gegenstück zu der Arbeit, die aus Hannover oder Nürnberg anzuerkennen sind.
Natürlich geben auch wir unseren
Senf zum Aufreger des Spieltags ab: Der Platzverweis des hannoverschen
Matchwinners Szabolcs Huszti, der seinen Emotionen nach dem Siegtreffer freien
Lauf ließ. Über die Sinnhaftigkeit der gelbe Karte für’s Trikotausziehen, das
Zaunbesteigen und vor allem die Doppelbestrafung darf sicher an anderer Stelle
gestritten werden. Doch dabei muss man aufpassen, was Gegenstand der Diskussion
ist. Sogar Schiedsrichter Aytekin tat es um Huszti leid – und damit tut mir der
Schiri leid. Natürlich musste er den Platzverweis geben. Es hat für mich nichts
mit mangelndem Fingerspitzengefühl zu tun, sondern es war schlicht
regelkonform. Anderenfalls wäre der Schiri der Dumme gewesen… Auch hier gilt,
dass die Unwissenheit ob der drohenden Doppelbestrafung, die der Ungar nach dem
Spiel sogar zugab, nicht vor Strafe schützt. Selbst wenn er es gewusst hätte,
weiß ich nicht, ob er im Eifer des Gefechts nicht genau so gehandelt hätte.
Sei’s drum, es ist auch müßig: Es wird allen eine Lehre sein und Tim Wiese
freuen. Der hat nächste Woche vom Ungar nämlich nichts zu befürchten und kann
sich voll und ganz der Champions League auf seinem Fernseher widmen. Erst auf
ZDF und in HD, später noch eine Runde auf der Konsole (vielleicht spielt Mo
Idrissou mit). Dass er sich seinen Hoffenheimaufenthalt sowie seine eigene
Leistung erfolgreicher vorgestellt hat, steht außer Frage. Und Bremen hätte er
wohl eh verlassen müssen. Aber seine Aussage, bei einem international
ambitionierten Team anheuern zu wollen, birgt einiges an Ironie – und genau
daran wird sich der Kraichgauer Winnetou nun messen lassen müssen. Selbst der
Berliner AK war eine Nummer zu groß und wie sich nun herausstellt, war es
damals kein Betriebsunfall bei nun schon 15 Gegentore in vier Pflichtspielen.
Viel Arbeit kommt auf die Hoffenheimer zu und Wiese muss seinen eigenen
Ansprüchen gerecht werden. Von seinem optischen Vorbild des Häuptlings der
Apachen kann er sich sicher etwas abschauen…
Lieber Tim, wir von Bertis Erben wünschen Dir und den
deutschen Mannschaften in Champions- und Euro League viel Erfolg. Alles weitere
wird sich zeigen, die nächste Woche verspricht wieder mal spannend zu werden!
Freuen wir uns auf Andrööösen, Kiyotake, die Champions League und Karl May…
(SeSa)
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