Montag, 17. September 2012

Montagskolumne: Tim Wiese spielt Champions League, auf PS3…..

Nicht, dass die vergangene Woche langweilig gewesen wäre. Schließlich hatte die Nationalmannschaft endlich mal wieder ein Duell mit einem Gegner auf Augenhöhe, Uli Hoeneß stellte die geographischen Verhältnisse auf seiner neuen alten Fußballweltkarte vor und Kalle Rummenigge verwies auf die möglichen Folgen einer Expertentätigkeit. Aber nun endlich wieder Ligaalltag!

Auch wenn sich die Tabelle nach 3 Spieltagen noch nicht vollends sortiert hat, zeigen sich bereits einige Tendenzen. Quo vadis? Erfreulich ist die Entwicklung in Hannover, die Trainer Slomka von langer Hand plante und mit dem erfolgreichen Comeback von Leon Andreasen (oder für Rolf Töpperwien ‚Leon Andrööösen‘) eine besonders schöne Geschichte ist, die der Fußball schreibt. Ebenso erfrischend präsentieren sich die Nürnberger um ihren auf Standards spezialisierten Franken-Kagawa. Original fränkisch ausgesprochen schickt sich ‚Giotagge‘ an, die nächste japanische Bereicherung zu werden. Dortmunds Trainer Klopp stellte unter der Woche heraus, dass die Saision erst jetzt richtig losginge. Bayern und der BVB lösten ihre Aufgabe dementsprechend souverän. Martinez‘ erste direkte Torbeteiligung tröstete über den Ausfall von Robbery hinweg und auch die Dortmunder Verteidiger Hummels und Schmelzer haben ihr Lachen wiedergefunden - Leverkusen ist eben nicht Österreich! Bleibt zu hoffen, dass beide Teams die Leistung auch in der Champions League zeigen können und insbesondere die Dortmunder nicht schon wieder die Hosen voll haben, nur weil sie zu einem Auswärtsspiel fliegen müssen. So viel zu den positiven Erscheinungen!

Dass sich das Frankfurter Überraschungsteam dazu entschloss, den kleinen Hamburger Engel bei seiner Rückkehr gleich mit einer Niederlage zu begrüßen, grenzt schon fast an Majestätsbeleidigung. Es bleibt spannend, welchen seiner slavischen Kopfgeldjäger Herr Arnesen nun aus dem Hut zaubert, um sich zu rächen. Immerhin gibt der Verein ein einheitliches Bild ab, wenn es um die fehlende Struktur im Management, Vorstand, Trainerstab, Kader und sonstigen vermeintlichen Wohltätern geht. Und mal ehrlich: So ein Derby gegen St. Pauli in der 2. Liga wäre doch auch was… Die durchschnittliche Lebenserwartung der Reeperbahnbewohner soll übrigens auch 50 Jahre betragen – Zufall im Jubiläumsjahr der Bundesliga??? Fakt ist, dass es auch mit van der Vaart sehr schwer wird, sofern nicht endlich Ruhe im Verein einkehrt und sich jeder ausschließlich auf seine Arbeit konzentriert. Bisher ist der HSV leider das Gegenstück zu der Arbeit, die aus Hannover oder Nürnberg anzuerkennen sind.

Natürlich geben auch wir unseren Senf zum Aufreger des Spieltags ab: Der Platzverweis des hannoverschen Matchwinners Szabolcs Huszti, der seinen Emotionen nach dem Siegtreffer freien Lauf ließ. Über die Sinnhaftigkeit der gelbe Karte für’s Trikotausziehen, das Zaunbesteigen und vor allem die Doppelbestrafung darf sicher an anderer Stelle gestritten werden. Doch dabei muss man aufpassen, was Gegenstand der Diskussion ist. Sogar Schiedsrichter Aytekin tat es um Huszti leid – und damit tut mir der Schiri leid. Natürlich musste er den Platzverweis geben. Es hat für mich nichts mit mangelndem Fingerspitzengefühl zu tun, sondern es war schlicht regelkonform. Anderenfalls wäre der Schiri der Dumme gewesen… Auch hier gilt, dass die Unwissenheit ob der drohenden Doppelbestrafung, die der Ungar nach dem Spiel sogar zugab, nicht vor Strafe schützt. Selbst wenn er es gewusst hätte, weiß ich nicht, ob er im Eifer des Gefechts nicht genau so gehandelt hätte. Sei’s drum, es ist auch müßig: Es wird allen eine Lehre sein und Tim Wiese freuen. Der hat nächste Woche vom Ungar nämlich nichts zu befürchten und kann sich voll und ganz der Champions League auf seinem Fernseher widmen. Erst auf ZDF und in HD, später noch eine Runde auf der Konsole (vielleicht spielt Mo Idrissou mit). Dass er sich seinen Hoffenheimaufenthalt sowie seine eigene Leistung erfolgreicher vorgestellt hat, steht außer Frage. Und Bremen hätte er wohl eh verlassen müssen. Aber seine Aussage, bei einem international ambitionierten Team anheuern zu wollen, birgt einiges an Ironie – und genau daran wird sich der Kraichgauer Winnetou nun messen lassen müssen. Selbst der Berliner AK war eine Nummer zu groß und wie sich nun herausstellt, war es damals kein Betriebsunfall bei nun schon 15 Gegentore in vier Pflichtspielen. Viel Arbeit kommt auf die Hoffenheimer zu und Wiese muss seinen eigenen Ansprüchen gerecht werden. Von seinem optischen Vorbild des Häuptlings der Apachen kann er sich sicher etwas abschauen…

Lieber Tim, wir von Bertis Erben wünschen Dir und den deutschen Mannschaften in Champions- und Euro League viel Erfolg. Alles weitere wird sich zeigen, die nächste Woche verspricht wieder mal spannend zu werden! Freuen wir uns auf Andrööösen, Kiyotake, die Champions League und Karl May

(SeSa)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen