Der eine oder andere wird sich über den Titel dieses Blogeintrages wundern, war das gestrige Champions League Spiel zwischen der angeblich besten Mannschaft der Welt und dem Abramowitsch-Klub aus West-London alles andere als ein spielerischer Leckerbissen. Chelsea mauerte und Barca versuchte mit seinem typischen Kurzpassspiel eine Lücke zu finden. Jedes Bundesligaspiel, das man so beschreiben würde, hätte schon längst den Stempel "Langweilig!" groß sichtbar auf der Stirn und man würde im Kicker-Rückblick maximal ein Blick auf das Spielschema, aber nicht auf der Artikel dazu werfen.
Doch was da gestern geschah, war in zweierlei Hinsicht spektakulär.
Zum einen - und das war die eigentliche Werbung für den Fussball - sah man ein Spiel, dass alles bot, was der Fussball im Repertoire hat. Die rote Karte für John Terry, ein verschossener Elfmeter zu einem Zeitpunkt, an dem man das Spiel kippen konnte, wunderbare Tore (nicht zuletzt der 2:1-Anschlußtreffer Ramires war mehr als Messiresk ... oder um es mit Marcel Reif zu sagen: "Ein unfassbares Tor!"), einen Torres-Treffer (dass der nochmal eine Bude macht hätte ich nicht gedacht ;-) ), Spannung bis zum Ende und letztendlich ein Weiterkommen des krassen Außenseiters. Ob das Erreichen des Finales in München für Chelsea letztendlich verdient war oder nicht, sei mal dahin gestellt. Das Fairnessbewusstsein eines jeden Fans würde wahrscheinlich sagen nein, da auf dem Platz gestern die Zeitschinderei und dergleichen ja bis zum Exzess praktiziert wurden. Wer als Profi in der 68. Minute mit einem Krampf auf dem Boden liegt, wie ein Herr Drogba, der verliert schnell an Glaubwürdigkeit und Sympathie. Aber das steht alles auf einem anderen Blatt und dazu gibt es einen erstklassigen Beitrag an anderer Stelle: "Fussball ist Krieg" - Eine Gegendarstellung
Ein zweiter Aspekt zum Spiel fiel mir gestern in der Sportsbar, in der wir uns das Spiel ansahen, auf: Noch vor einem Jahr galt der FC Barcelona als das Maß aller Dinge. Jeder wollte dieses Team spielen sehen, jeder schnalzte mit der Zunge, wenn Iniesta Messi in die Spitze schickte. Doch gestern zeigte sich auch an den Besuchern, dass Ruhm vergänglich ist. Als Torres alleine auf das Tor von Victor Valdes zulief,den 2:2 Ausgleichstreffer erzielte und damit den Sack zumachte, stand der Laden Kopf und ca. 90 % aller anwesenden Gäste jubelten über das Tor der Maurer aus London. Kaum jemand wollte sehen, wie sich der FC Barcelona, trotz seiner großartigen Spielweise, den nächsten Titel unter den Nagel reißt. Ich möchte nicht abstreiten, dass es zu einem gewissen Teil auch am möglichen Finaleinzug des FC Bayern liegt und man Chelsea als leichteren Gegner betrachtet. Nichtsdestotrotz merkt man, dass der beste Fussball der Welt hier und da ein wenig nervt. Die Stimmung bewegt sich woanders hin.
Aus dem Spiel nimmt man wenig mit, außer dem tollen Gefühl, einen großartigen Sport zu lieben und die Hoffnung, dass wir heute Abend ein ebenso gutes Spiel sehen mit dem hoffentlich besseren Ende für die Bayern aus München.
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